Gedenken, Rekord und ein großer Jubelschrei am Betze

Das Heimspiel des FCK gegen Münster steht gleich in mehrfacher Hinsicht im Zeichen der Mitmenschlichkeit. Die Fans sorgen für einen neuen Rekordbesuch und lassen den Betze einmal mehr in der Nachspielzeit beben.

Bevor es im Fritz-Walter-Stadion losgeht, machen Verein und Fans darauf aufmerksam, dass einige Plätze leer bleiben – und zwar nicht nur heute, sondern bei jedem Spiel. Deutschlandweit leiden geschätzt rund 250.000 Menschen an der Krankheit ME/CFS, darunter logischerweise auch viele Fußballfans. Ein Stadionbesuch ist für die Betroffenen kaum mehr möglich. Mit den Aktionen “Empty Stands” und “Lemon Challenge” möchten sie auf sich und ihre Leidensgeschichte(n) aufmerksam machen. Die Ultras unterstützen sie mit einem Spruchband (“Cure ME/CFS”) und Stadionsprecher Horst Schömbs verliest eine Erklärung (“Macht mit bei der Lemon Challenge”).

Nachdem sich beide Mannschaften hinter einem Plakat der DFL-Aktion “#WeRemember” zur Erinnerung der Auschwitz-Befreiung und Beendigung des Zweiten Weltkriegs versammelt haben, geht es los. 42.901 Zuschauer sorgen für einen neuen Vereinsrekord, nämlich das 16. Spiel in Folge mit mehr als 40.000 auf den Tribünen (siehe vorige DBB-Meldung). Und die Stimmung ist am Anfang trotz des zähen Spiels sehr gut, die Mitmachquote reicht bis hinauf in die x.4-Blöcke und über fast die gesamte Breite der Westkurve. Später flacht die Atmosphäre bei eisigen Temperaturen zwar etwas ab – aber nur, um dann doch noch mal so richtig zu explodieren: Als Luca Sirch in der 92. Minute den kaum noch erwarteten Siegtreffer erzielt und sein Team nahe an die Aufstiegsplätze schießt, bebt der Betze. Auf der Nordtribüne brennt er sogar, denn ein Fan in der ersten Reihe entzündet voller Euphorie ein bengalisches Feuer. Das sieht man auf der Haupttribüne auch nicht alle Tage. Anschließend wird er vom Ordnungsdienst abgeführt.

Ehe Sirch das 2:1 erzielt, hat schon Marlon Ritter zum 1:0 getroffen. Der FCK-Kapitän jubelt kurz zur Fankurve, dreht dann aber ab zur Ersatzbank, wo er sich ein vorbereitetes Trikot schnappt. Die Nummer 21 mit der Aufschrift “Zuck” wird von der ganzen Mannschaft hochgehalten. Aufstiegsheld Hendrick Zuck hatte sich diese Woche zum zweiten Mal am Kreuzband verletzt, die Karriere des 34-Jährigen steht nun auf der Kippe. Die Fans schließen sich wenig später mit einem Spruchband an: “Bodenständig, treu und immer alles für die Farben gegeben – Gute Besserung, Zucki!” Und nicht nur hier beweist der Anhang Mitmenschlichkeit. Schon zuvor gedenkt die “Sektion West” in Block 7.1 eines verstorbenen FCK-Fans (“Ruhe in Frieden, Erwin”). Und in Block 9.1 wird an den im Sommer verstorbenen Zeugwart Peter Miethe erinnert, der diese Woche Geburtstag gefeiert hätte: “Piet unvergessen! Happy B-day, Piet!”

Aus Münster reisen knapp 2.000 Fans mit nach Kaiserslautern, die zwar keine Choreo oder ähnliches zeigen, aber immer mal ein paar akustische Akzente setzen. Trotz der Niederlage in letzter Minute feiern sie ihre Mannschaft. Und mit dem Banner, das als erstes von allen am Gästeblock hängt, beweisen die SCP’ler auch noch guten Geschmack: “Schön hier!”

Zur kompletten Fotogalerie vom FCK-Heimspiel gegen Münster:

Fotogalerie | 20. Spieltag: 1. FC Kaiserslautern – Preußen Münster

Quelle: Der Betze brennt

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